Zur Resistenz von Theater im Medienzeitalter

Autor/innen

  • Andreas Kotte

DOI:

https://doi.org/10.21248/thewis.9.2022.116

Abstract

Worauf gründet die Gelassenheit von Theater angesichts von Digitalisierung und Medienpräsenz? Wie lässt sie sich erforschen? Danach fragt dieses Resümee eines theaterwissenschaftlichen Konzepts.

Nach zwei Jahren Pandemie und unzähligen beherzten Versuchen, Theatersituationen zu schaffen, fast oder ganz ohne ein Publikum, das sich mit den Agierenden zur gleichen Zeit am gleichen Ort trifft, wird nun die Aufarbeitung dessen erfolgen, was trotzdem gut funktioniert hat. Einige der medialen Versuche werden weitere anregen. Sie werden das riesige Spektrum von Theater erneut als „glutton“ ausweisen, als Vielfraß, der sich mit stoischer Ruhe auch Mediales einverleibt. Die hauptsächliche Reaktion wird aber ein Aufatmen sein, endlich wieder das, was man die Kopräsenz von Agierenden und Schauenden genannt hat, sinnlich auskosten zu
können. In der gegenwärtigen liminalen Phase, die als Rückkehr zu alter Normalität, aber auch als ein Neubeginn gedeutet werden kann, erscheint es angemessen, über das Wechselverhältnis von Theater und elektronischen Medien noch einmal nachzudenken.

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Veröffentlicht

2022-12-15

Zitationsvorschlag

Kotte, A. (2022). Zur Resistenz von Theater im Medienzeitalter. Thewis, 9(1), 127–184. https://doi.org/10.21248/thewis.9.2022.116