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  • Ansteckung. Perspektiven der Kulturvirologie
    Vol. 11 (2024)

    Die elfte Ausgabe von Thewis, der Online-Zeitschrift der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw) ist einer transdisziplinären Verortung von Konzeptionen der „Ansteckung“ gewidmet, denen von jeher für eine Theoretisierung große Wichtigkeit zukommt. Hervorgegangen sind sie aus einer von Nachwuchswissenschaftler:innen der Theaterwissenschaft von der Universität Bayreuth noch zu Pandemiezeiten, im Herbst 2021, durchgeführten Tagung. Zu dieser waren Promovierende aus verschiedenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen ebenso eingeladen wie Kunstschaffende. Seither sind die Beiträge gereift und reflektieren jetzt die Thematik aus unserer postpandemischen Situation heraus. Zwei Gesprächsformate der Tagung wurden ebenfalls übernommen. Oliver Maaßberg und Katharina Sturm zeichnen für die Konzeption sowie die inhaltliche und formale Redaktion verantwortlich. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten und wünschen eine anregende Lektüre!

     

    Bochum und Hamburg, im Mai 2024

     

     

     

    Impressum
     Herausgeber und Redaktion Thewis (2024):
     Prof. Dr. Jörn Etzold (Bochum)
     Prof. Dr. Martin Jörg Schäfer (Hamburg)

     

    Herausgeber*innen und Redaktion des Themenschwerpunktes „Ansteckung. Perspektiven der Kulturvirologie.“:

    Oliver Maaßberg

    Katharina Sturm

     

    Verantwortlich i.S.d.P. für die aktuelle Ausgabe:
     Prof. Dr. Jörn Etzold
     Institut für Theaterwissenschaft
     Ruhr-Universität Bochum
     Universitätsstraße 150
     44780 Bochum

  • Auftrittsmöglichkeiten. Aspekte eines „postinklusiven“ Theaters
    Vol. 10 (2022)

    Editorial

    Jörn Etzold, Martin Jörg Schäfer

    Die zehnte Ausgabe von Thewis, der Online-Zeitschrift der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw) ist dem Gegenwartstheater im deutschsprachigen Raum gewidmet und in erster Linie im Laufe des Jahres 2021 konzipiert worden und entstanden. Für die szenischen Künste stand dieses Jahr im Zeichen von Hygieneplänen, Schließungen, gestreamten Aufführungen, zaghaften Wiedereröffnungen mit Abstandsregeln und Ausweiskontrollen, pandemiebedingten Verschiebungen und Absagen, aber auch Premierenstaus. In der Freien Szene gab es eine überraschend hohe und teilweise sogar auskömmliche Notstandsfinanzierung, die angesichts der sonstigen Einschränkungen zu Proben- und Aufführungsraummangel führte – und deren postpandemisches Wegbrechen nunmehr ansteht. Vor diesem Hintergrund stellen sich auch bekannte Fragen neu: Wer sich nicht ausweisen konnte, durfte nicht Teil des Publikums werden. Wessen Biographie nicht an das vorherrschende Verständnis von (national tätigen) Kunstschaffen anzudocken war, hatte höchst eingeschränkt die Möglichkeit zum Beantragen von Nothilfen. Auf einer sehr basalen Ebene zeigten sich hier die Problematiken von aktiver Mitgestaltung und ‚Diversität‘, wie sie in letzter Zeit gesamtgesellschaftlich diskutiert und nicht nur im deutschsprachigen Stadttheaterbetrieb und in der Freien Szene ausgehandelt werden, sondern nicht zuletzt in der Wissenschaft: bezüglich ihrer eigenen Beteiligungsstrukturen, bezüglich ihrer Fragen und Themen.

    Die vorliegende Ausgabe nimmt diese Impulse für den wissenschaftlichen Blick auf das Gegenwartstheater mit den Begriffen ‚Auftrittsmöglichkeiten‘ und ‚Postinklusion‘ auf. In der Tradition von Thewis ist die Ausgabe vorrangig von (noch) nicht arrivierten Positionen her bespielt und gestaltet worden: Neben zwei professoralen Beiträgen aus dem Entstehungszusammenhang aller Texte im Rahmen einer Online-Tagung handelt sich um Artikel von Hamburger Studierenden und Promovierenden, von denen einige mit einem oder anderthalb Beinen in der Theaterpraxis stehen. Den thematischen Einsatz beziehen sie auf ihre Interessen, ihre Forschungsarbeit und auch ihre Praxis, wodurch auch inzwischen arrivierte Positionen des Theaters des 21. Jahrhunderts eine verschobene und manchmal schlicht andere Perspektivierung erfahren. Für die inhaltliche Redaktion waren die Promovierenden Tobias Funke und Mirjam Groll unterstützt von Martin Jörg Schäfer verantwortlich; auch die Unterstützung der Studierenden Sophia Koutrakos und Philipp Just ging in Vielem deutlich über die formale Redaktion hinaus. Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten! 

    Zusätzlich zu den Texten des Schwerpunkts findet sich in dieser Ausgabe eine Rezension von Ulrike Haß‘ 2020 erschienenem Buch Kraftfeld Chor, verfasst von Nikolaus Müller-Schöll.

    In Vorbereitung befindet sich eine Ausgabe zum „Kuratieren als soziale Praxis“, die aus einer Berner Tagung im Rahmen der Reihe „itw : im dialog“ hervorgeht. 

     Wir wünschen eine anregende Lektüre!

    Bochum und Hamburg, im September 2022

    Jörn Etzold, Martin Jörg Schäfer

     

    Impressum
    Herausgeber und Redaktion Thewis (2022):
    Prof. Dr. Jörn Etzold (Bochum)
    Prof. Dr. Martin Jörg Schäfer (Hamburg)

    Herausgeber*innen und Redaktion des Themenschwerpunktes „Auftrittsmöglichkeiten – Aspekte eines ‚postinklusiven‘ Theaters“:

    Tobias Funke, MA
    Mirjam Groll, MEd
    Philipp Just, BA
    Sophia Koutrakos, MA
    Prof. Dr. Martin Jörg Schäfer

    Verantwortlich i.S.d.P. für die aktuelle Ausgabe:
    Prof. Dr. Jörn Etzold
    Institut für Theaterwissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Universitätsstraße 150
    44780 Bochum

  • Zwischenstand 2020: Was heißt es, sich im Forschungsfeld Theaterwissenschaft zu orientieren?
    Vol. 9 (2022)

    Editorial

    Die letzte Ausgabe von Thewis erschien zu einem Zeitpunkt, an dem die Zukunft digitaler und allen zugänglicher Publikationsformen – und seien sie auch dem Theater gewidmet – sicherer erschien als jene des Theaters selbst, Ort der Vermischung und der Ansteckung, aber nicht der Heilung; zumindest nicht der medizinischen. Auch die nun vorliegende, neunte Ausgabe des Online-Journals der Gesellschaft für Theaterwissenschaft trägt, obwohl sie inmitten von Festivals, Premieren, Workshops und Tagungen erscheint, zu einer Zeit, in der die Uni-Campi wieder voll Leben sind, noch die Spuren der planetarischen Pandemie in sich, die sicherlich noch nicht vorüber ist, sich aber, angesichts zunehmender Immunisierung der Bevölkerung, abzuschwächen scheint, hoffentlich dauerhaft. Der vom Vorstand der Gesellschaft für Theaterwissenschaft herausgegebene Thementeil versammelt die Beiträge von Wissenschaftler*innen in der frühen Berufsphase, die ursprünglich beim für 2020 geplanten, dann ins Jahr 2021 verschobenen und letztlich doch abgesagten Treffen der Arbeitsgruppen der GTW in Bern vorgetragen werden sollten und nun – endlich – auf diese Weise die Öffentlichkeit erreichen.

    Wir hoffen, dass die Leser*innen auch in der neuen und nur scheinbar altbekannten Lage die Ruhe finden werden, die Ausgabe zu lesen – vielleicht im Zug, vielleicht in einem Café, vielleicht auch einfach im Büro oder daheim. Die neue Situation bringt vielfältige Gesten und Sprechweisen hervor: Wir sehen Menschen das erste Mal, die wir nur als Bild kannten, wir erkennen die aus dem digitalen Raum vertrauten Gesichter hinter den Masken nicht. Und in Leichtigkeit und Euphorie, in Schwindel, Überforderung und Erschöpfung mischen sich immer wieder andere Gefühle: die Hilflosigkeit angesichts des brutalen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, vielleicht ein schlechtes Gewissen über die recht unbeschwerte Rückkehr in den sonnigen mitteleuropäischen Alltag; die vage Ahnung, dass auch unser Frieden ein fragiler sein kann und unser Wohlstand erkauft ist durch einen in die multiplen Peripherien ausgelagerten Extraktivismus. Der Krieg gegen die Ukraine, der in jeder Hinsicht zu verurteilen ist, ist dabei keineswegs der einzige Krieg in diesem Moment auf diesem Planeten. Doch er ähnelt dem pandemischen Geschehen dadurch, dass Zustände, die wir Europäer für eine lange Zeit nur aus der Ferne zu kennen glaubten, nun näher rücken. Wir hoffen, dass in die bewundernswerte und notwendige Solidarität mit den Geflüchteten aus der Ukraine und mit den Menschen, die mutig oder angsterfüllt (oder beides) in ihrem Land bleiben, auch die vielen anderen Herumirrenden, Rechtlosen, Ausgeschlossenen einbezogen werden mögen, die zu dieser Stunde unter anderem auf Samos, Lesbos, Kos, Chios und Leros auf eine menschenwürdige Aufnahme in die Europäische Union warten. Eine Diskriminierung in Flüchtlinge erster und zweiter (und dritter) Klasse, sortiert nach geostrategischen Interessen, ist der historischen Verantwortung, die sich aus der deutschen und, auf verschiedene Weise, auch aus anderen europäischen Gewaltgeschichten ergibt,
    keinesfalls angemessen.

    Diese Ausgabe von Thewis ist die erste, die im neuen Open-Journal-Format erscheint, und wir danken Franziska Voß und Julia Beck vom Fachinformationsdienst Darstellende Kunst sehr herzlich für die sorgfältige Umsetzung dieser Umstellung und die in jeder Hinsicht großzügige Begleitung dieses Vorgangs. In diesem Zusammenhang danken wir auch dem Vorstand der GTW für die Unterstützung. Mit der Umstellung haben wir eine kleine Veränderung in der Struktur der Zeitschrift vorgenommen: Die Rubrik „Miszellen“ wurde durch die Rubrik „Essay“ ersetzt, um neben kürzeren Beobachtungen auch längeren Texten ein Forum bieten zu können. Der erste Beitrag zu dieser neuen Rubrik ist ein Aufsatz von Andreas Kotte, der von 1992 bis 2020 das Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern leitete. Wir freuen uns sehr, dass Herr Kotte den Text, der durchaus als ein provisorisches Fazit seiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit der Rolle von Theater im Medienwandel verstanden werden kann, unserer Zeitschrift anvertraut hat. Laura Stracks Rezension von Rasmus Nordholt-Frielings Musikalische Relationen schließt diese Ausgabe ab. Wir wünschen anregende Lektüre!

     

    Bochum und Hamburg, im Mai 2022

    Jörn Etzold und Martin Jörg Schäfer

     

  • Grenzen der Repräsentation – Krise der Demokratie 
    Vol. 8 (2021)

    Editorial Jörn Etzold, Martin Jörg Schäfer  

    Die achte Ausgabe von Thewis, der Online-Zeitschrift der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw), erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem die Macher*innen wie auch die Leser*innen mit digitalen Texten, digitalen Lehrveranstaltungen, digitalen Theaterabenden, digitalen Vorträgen und Diskussionen während eines langen Jahres mehr Erfahrungen gesammelt haben, als sie sich wohl jemals träumen ließen. Eine globale Pandemie und ein Lockdown, der bereits in seiner Light-Version im November 2020 die erneute Schließung aller Theater mit sich brachte und aus dem die Universitäten als Orte der physischen Versammlung auch nach einem Jahr noch nicht erwacht sind, hat neben vielem anderen auch die Art und Weise verändert, wie wir auf Texte zugreifen, wie wir sie lesen und bearbeiten. Eine Online-Zeitschrift im Open Source-Format, zur Zeit der Gründung fast noch ein Experiment, ist zu einer bevorzugten, weil leicht zugänglichen Quelle geworden, die aus den verschiedenen – verschieden großen, verschieden ausgestatteten, verschieden ruhigen – Home Offices problemlos abgerufen werden kann.

    Während die Theater nach wie vor geschlossen sind, aber vermehrt mit digitalen Formaten, Zoom- und Telegram-Performances, Live-Übertragungen und Audio Walks experimentieren, hat eine andere theatrale Technik in den letzten Monaten eine besondere Aufmerksamkeit erfahren: die Modellierung von „Szenarien“, die eine berechenbare Zukunft aus Daten destillieren und somit präventives Handeln ermöglichen sollen. So unerlässlich Modelle bei der Risikoabschätzung in einer Pandemie auch sind, so glauben wir doch, dass auch das Theater selbst – als eine der „am ehesten verzichtbaren“ Formen der Zusammenkunft, wie wir oft gehört haben – weiterhin nötig sein wird, wenn es darum geht, unberechenbare Zukünfte zu experimentieren und Lebensweisen zu erproben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können, die wir aber brauchen werden – „bei den Erdbeben, die kommen werden“.

    Entstanden in diversen Home Offices, bringt diese Ausgabe noch einmal Texte zusammen, die auf Vorträgen aus einer anderen Zeit basieren. Es sind die studentischen Beiträge zur internationalen Konferenz Grenzen der Repräsentation – Krise der Demokratie, die die Institute für Theater- und für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität in Kooperation mit dem Festival Ruhrtriennale im Juli 2019 in Bochum durchgeführt haben. Wie die vorherigen Ausgaben von Thewis, so ist auch die vorliegende der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs gewidmet, dies jedoch in pointierter Weise: Die Redaktion des Schwerpunkts übernahmen die Studentinnen Marie Hewelt, Lioba Magney und Rika Sakalak, unterstützt von Leon Gabriel und Jörn Etzold. Sie haben ihn mit enormem Einsatz und großem fachlichen Interesse betreut und mit Umsicht, Ausdauer und Übersucht an allen Beiträgen inhaltlich und sprachlich gefeilt. Alex Mentzel hat das Korrekturlesen der drei englischsprachigen Beiträge übernommen.

    Zusätzlich zu den Texten des Schwerpunkts werfen zwei aus dem Sommersemester 2020 hervorgegangene Miszellen von Katharina Krol und Marie Hewelt/Ruben Luckardt (alle Bochum) einen Blick auf Theater im Zeichen der COVID-19-Pandemie. Inga Bendukats (Frankfurt) Rezension einer aktuellen theaterwissenschaftlichen Publikation beschließt dann die Ausgabe.

    Die folgende Ausgabe wird vom Vorstand der Gesellschaft für Theaterwissenschaft herausgegeben und die Beiträge aus dem Forum für Theaterwissenschaftler*innen in der frühen Berufsphase versammeln, die ursprünglich auf dem Treffen der Arbeitsgruppen in Bern 2020 bzw. 2021 hätten vorgestellt werden sollen, ehe jenes endgültig abgesagt werden musste.

    Wir wünschen eine anregende Lektüre!

    Bochum und Hamburg, im März 2021

    Jörn Etzold, Martin Jörg Schäfer

     

    Impressum
    Herausgeber und Redaktion Thewis (2021):
    Prof. Dr. Jörn Etzold (Bochum)
    Prof. Dr. Martin Jörg Schäfer (Hamburg)

     

    Herausgeber*innen und Redaktion des Themenschwerpunktes „Grenzen der Repräsentation“:
    Prof. Dr. Jörn Etzold
    Dr. Leon Gabriel
    Marie Hewelt, BA
    Lioba Magney, BA
    Rika Sakalak, BA

    Verantwortlich i.S.d.P. für die aktuelle Ausgabe:
    Prof. Dr. Jörn Etzold
    Institut für Theaterwissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Universitätsstraße 150
    44780 Bochum

  • theôría
    Vol. 5 (2014)

    Gerald Siegmund und Georg Döcker

    Zu dieser Ausgabe
    Die Beiträge der neuen Thewis-Ausgabe théôria, der ersten seit 2010, sind aus einer studentischen Tagung am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen (ATW) hervorgegangen. Damit folgt auch diese Ausgabe dem Ziel, das die Online-Zeitschrift der Gesellschaft für Theaterwissenschaft seit ihrer Gründung im Jahr 2004 verfolgt: Thewis soll ein Forum für die Beiträge des theaterwissenschaftlichen Nachwuchses sein, für fortgeschrittene Studierende und Doktoranden, die über den Kontext von Seminaren hinaus eine Öffentlichkeit für ihr Nachdenken über das Theater suchen.

    An einem Institut, an dem die künstlerische Praxis des Theaters einen zentralen Teil der Lehre darstellt, gehören die künstlerischen Präsentationen der Studierenden seit vielen Jahren zum festen Bestandteil der institutsinternen und öffentlichen Auseinandersetzung. Auf dem jährlich stattfindenden Festival Theatermaschine und bei Präsentationen der Szenischen Projekte zeigen die Studierenden ihre Aufführungen, Installationen, Hörstücke, Videos und anderen künstlerischen Formate, geben Einblick in ihre Projekte, erproben und diskutieren neue Perspektiven für das Theater. Mit der Tagung théôria, die am 12. Juli 2013 stattfand, sollte auch der bisher weitgehend unsichtbaren wissenschaftlichen Arbeit der Studierenden eine Plattform gegeben und Sichtbarkeit verliehen werden, um sie zur Diskussion zu stellen und einen neuen Impuls für den theoretischen Austausch zu setzen. Hervorgegangen aus einem Kolloquium, präsentierten die Studierenden ihre Fragestellungen und Thesen zum Theater der Gegenwart. Für die vorliegende Thewis-Ausgabe verschriftlichten die Studierenden ihre Tagungsvorträge, sodass ihre sieben Beiträge nun einer weiteren Auseinandersetzung zugänglich sind. Die Beiträge sind redaktionell überarbeitet worden.

    Das vorbereitende Kolloquium vermied es, in irgendeiner Form inhaltliche Vorgaben zu machen. Es wurde weder eine gemeinsame Problemstellung noch ein Leitbegriff oder ein bestimmter Gegenstandsbereich der Theaterwissenschaft gewählt. Im Gegenteil war jede und jeder Studierende dazu angehalten, ihre oder seine je individuellen theaterwissenschaftlichen Forschungsinteressen vorzustellen. Wie schon die Tagung gibt deshalb auch die vorliegende Zeitschrift einen Überblick über die Vielfalt der studentischen Ansätze, die derzeit in der wissenschaftlichen Arbeit an der ATW verfolgt werden und nicht unter einem Begriff zusammengefasst werden können. Der Titel théôria dient als Name für diese Offenheit und fungiert als inhaltlich offene Klammer für die Verbindung von Theater und Theorie.

    théôria verweist im Kern auf die bekanntermaßen gemeinsame Wurzel von Theater und Theorie, thea, die Schau – in der auch theos, Gott, seine Spuren hinterlassen hat –, die auf das zu Schauen geben von Dingen abzielt. Im 5. und 6. Jahrhundert vor Christus beschrieb das Konzept der Theorie zugleich eine körperliche Praxis, die darin bestand, das ausgewählte reiche Bürger einer Polis aufbrachen, durchs Land reisten, um an einem anderen Ort Theateraufführungen oder religiösen Ritualen beizuwohnen. Dort debattierten sie über das Gesehene und Gehörte, fällten ein Urteil oder fanden zu einer Beschreibung der Ereignisse, bevor sie schließlich in ihre jeweiligen Städte zurückreisten, um in einem formalen Akt von den Ereignissen zu berichten, die sie geschaut hatten. Theorie diente zum Bezeugen einer Aufführung. Im Begriff Theorie verbanden sich die Wahrnehmung – aisthesiseines Schauereignisses mit einer geteilten Praxis des Beschreibens und Urteilens. Die Zuschauer als Zeugen und die Phänomene, die sie wahrnahmen und beschrieben, waren in einer gemeinsamen Praxis miteinander verbunden. Reisen, Sehen und Sprechen waren mithin eine theoretische Praxis, eine Praxis der und als Theorie. Eric Méchoulan formulierte diesen Zusammenhang 1997 in seinem Buch The Time of Theory folgendermaßen: „Theory was the act of legitimizing aesthetics, a social and collective witness to the occurence of an event, or more precisely, an occurence as an event.“ Bevor Platon und Aristoteles die Theorie ein Jahrhundert später auf die geistige Schau, die Schau von Ideen oder das Studieren von physikalischen und metaphysischen Konzepten einengten, findet sich also ein offener Begriff von Theorie als einer körperlichen Praxis des Sehens, Sprechens und Wahrnehmens. Theorie nicht als Gegensatz zur aisthesis aufzufassen, sondern sie als deren Bestandteil zu begreifen, ist ein Kerngedanke, den das Gießener Institut in seiner Verbindung von wissenschaftlicher und künstlerischer Praxis aufzugreifen versucht. Er durchzieht auch die Beiträge dieser Ausgabe – teils indem die Studierenden explizit auf ihre eigenen Projekte verweisen, teils durch Fragestellungen, die aus den eigenen künstlerischen Erfahrungen hervorgehen, teils durch eine Sensibilität für den Gegenstand, die sich aus der eigenen szenischen Praxis speist.

    In der Zusammenschau der Beiträge lässt sich allerdings nicht nur dieses geteilte methodologische Grundverständnis ausmachen, sondern darüber hinaus auch eine inhaltliche Gemeinsamkeit. Ob implizit oder explizit, die Reflexion über das Theater rekurriert vielfach auf Debatten um das Konzept der Mimesis, das seit Platon und Aristoteles das Theater geradezu definiert. In dieser Wiederbelebung eines überholt geglaubten theatralen Grundbegriffs zeigt sich nicht nur die Leistungsfähigkeit eines Denkens der Mimesis für ganz verschiedene Aspekte, Formen und Typen des Theaters, sondern auch dessen Virulenz für Auseinandersetzungen um ein zeitgenössisches Theater und um aktuelle Forschungsfragen in veränderter medialer Landschaft. Dass sich die Interessen der jungen Theaterwissenschaftler ausgerechnet an diesem alten Begriff des Theaters festmacht, ist eine zugleich verwunderliche und begrüßenswerte Entwicklung, die durch das Fehlen einer inhaltlichen Vorgabe sichtbar wurde. Dennoch bleibt letztlich die Diversität der Beiträge zu betonen, denn in ihrer Vielschichtigkeit bleiben sie unvereinbar und geben Auskunft über mehr als einen einzigen aktuellen Impuls der Forschung. Mit der Frage der Mimesis verbunden oder von ihr losgelöst, beschäftigen sich die Studierenden etwa ebenso mit der Rolle von Fiktion und Als-Ob oder von Politik und dem Politischen im Theater der Gegenwart.

    Zu den einzelnen Beiträgen. Tilman Aumüller und Ruth Schmidt gehen der Frage nach, wie man sich in einem zynisch gewordenen gesellschaftlichen Umfeld heute überhaupt noch als kritischer Künstler platzieren kann. Aufhänger ihres Beitrags ist eine Werbekampagne der Bild-Zeitung, in der sie eine besonders perfide zynische Appropriation künstlerisch-subversiver Strategien vermuten, die zur Frage drängt, wie sich die zeitgenössische Kunst und das Theater in einem solchen Umfeld politisch verhalten kann. Eine tour de force durch die Begriffs- und Diskursgeschichte des Zynismus und der Mimesis, bei der sie sich Schützenhilfe von Peter Sloterdijk und Slavoj Žižek holen, führt sie zu der Annahme, dass eine künstlerische Antwort auf den zeitgenössischen Zynismus in dem Rückgriff auf den ihm voraufgehenden Kynismus und auf den affirmativen Einsatz der Lüge, des Als-Ob im Leben selbst bestehen könnte.

    Die Mimesis direkt thematisierend, fragt Georg Döcker nach deren Verfasstheit im Theater als zeitbasierter Kunst. In Anlehnung an Philippe Lacoue-Labarthe untersucht er die wohl berühmteste Poetik der Schauspielkunst, Denis Diderots Paradoxe sur le comédien auf jene Komplizierung der Mimesis, die mit der Flüchtigkeit der Schauspielkunst einhergeht und das Paradox des Schauspielers noch einmal entscheidend verschärft. Anhand einer Relektüre bisher eher unbeachteter Stellen von Diderots Dialog kommt Döcker zu dem Schluss, dass das Paradox nicht nur darin besteht, dass der Schauspieler nichts sein muss, um alles spielen zu können, sondern darin, dass er sich umbringen muss, um unsterblich zu sein, um also die Flüchtigkeit seiner Kunst zu transzendieren und in jeder Aufführung alles sein zu können.

    Um die Mimesis von Bild und Körper in der Gegenwartskultur geht es Kathrin Ebmeier in ihrem Beitrag. Sie analysiert die Fernseh-Castingshow Germany’s Next Top Model in Bezug auf die mediale Subjektivierung der angehenden Models. Ob die Kandidatinnen in die jeweils nächste Runde des Wettbewerbs kommen, hängt davon ab, ob sie am Schluss jeder Sendung ein Foto von sich selbst von Heidi Klum überreicht bekommen. Das Foto ihres Körpers macht sie zum Model – oder nicht. Ebmeier versteht dieses Moment als Kristallisationspunkt einer Subjektivierungsmaschine, die in der Show im Gang ist, um mit Schaulaufen und Fotografien einen bestimmten Subjekt-Typus zu schaffen, den sie im Rekurs auf die Autoren-Gruppe Tiqqun Jungen-Mädchen nennt, einer Gruppe, von der Ebmeier im Übrigen auch den formalen Ansatz ihres offen, thesenhaft formulierten Textes ableitet. Die Jungen-Mädchen sind in Bezug auf Körper und Geschlecht absolut uneigentliche, wandlungsfähige Subjekte, die sich situationsbedingt neu erfinden, um das Ideal eines neoliberal-postfordistischen Arbeiters zu performen.

    Jan-Tage Kühling stellt Überlegungen zum postkolonialen Subjekt auf der Bühne an. In einer Aufführungsanalyse von Jérôme Bels Pichet Klunchun and myself widmet er sich insbesondere einer Szene, in der Bel eine Bewegungsphrase des thailändischen Khon-Tänzers Klunchun nachzuahmen versucht. Kühling eröffnet einen Blick auf diese Situation als Verhandlung der (un-)möglichen Repräsentation des postkolonialen Subjekts. In dem Moment, dass Klunchun vom exotisch angeblickten Subjekt zum Vorführer eines Tanzes wird, vermutet Kühling einen Bruch in der Repräsentation. Klunchun wird zum bloßen Repräsentanten einer Tanzordnung, zur Funktionsstelle einer symbolischen Ordnung, und damit als individuelles Subjekt unsichtbar. Derart sieht Kühling in Pichet Klunchun and myself eine (un-)mögliche Exponierung des Anderen als subalternes Subjekt als politischer Aktion.

    Das Politische des Theaters steht auch im Zentrum des Aufsatzes von Michael McCrae. Ausgehend von der Besetzung der Bühne des Maxim Gorki Theaters durch Gießener Studierende, an der er selbst aktiv teilnahm, stellt er die Frage nach der Möglichkeit von politischer Intervention des Theaters heute. Aus den Erfahrungen der Besetzung des Gorki Theaters leitet er ab, dass das politische Potential des Theaters in einer Herausforderung seiner fiktiven Verfasstheit besteht. Nur wenn das Theater sein Als-Ob aufs Spiel setzt und die Grenze des Lebens zum Flirren bringt, sodass man, wie im Fall der Besetzung geschehen, nicht mehr weiß, ob es sich um Kunst oder Realität, also eine reale politische Aktion handelt, kann das Theater eine Verunsicherung bewirken, die politisch genannt werden kann. McCrae fundiert diese These durch den Bezug auf die politische Theorie von Walter Benjamin, belegt sie in der Folge auch an einem Aufführungsbeispiel von Christoph Schlingensief und bindet sie schließlich in den aktuellen politischen Diskurs der Theaterwissenschaft ein.

    Das mimikry-hafte Aufgehen in einem künstlichen Habitat als Bühne auf der Bühne beleuchtet Bettina Rychener. Das soziologische Experiment Mars500, in dem ein einjähriger Aufenthalt von Astronauten auf dem Mars simuliert wird, um deren Verhalten in einer solchen Lage wissenschaftlich auszuwerten, dient ihr als Ausgangspunkt für die Behandlung von fiktiven, immersiven Raumsettings, in denen die Beteiligten so sehr von der Situation absorbiert werden, dass ihre Wahrnehmung an der Grenze zwischen Realität und Fiktion oszilliert. Habitat nennt Rychener, Allan Kaprow zitierend, diese speziellen Räume, um mit diesem Begriff schließlich eine neue Perspektive für die Analyse solcher Räume im Theater zu eröffnen. Anhand von Rimini Protokolls Situation Rooms zeigt sie auf, dass man unter dem Habitat eine Anordnung verstehen kann, in der nicht nur die Performer, sondern auch die Zuschauer in eine fiktive Welt eingeladen werden, um sich in ihr zu verhalten.

    Tessa Theisen schließlich versucht den Rand des Mimetischen auszumessen, indem sie fragt was passiert, wenn der Mensch keine Bilder von sich nachahmt und herstellt. In einem Impuls-Text, der von ihrer eigenen künstlerischen Praxis ausgeht, widmet sie sich aktuellen Diskursen des Posthumanen und bringt sie in Verbindung mit dem Begriff des Monströsen. Das Monster ist für sie eine Figur, die sich nicht nur der Signifikation entzieht, sondern ein Eigenleben jenseits jeglicher menschlicher Wahrnehmung hat, das sich aber paradoxerweise dennoch indirekt, nämlich affektiv erfahren lässt. Ein posthumanes Theater wäre demnach eines, das den Menschen mit dem Unmenschlichen zu konfrontieren versucht, auch wenn es immer nur menschlich erfahren werden kann.

    Analog zur Prämisse, keine thematische Vorgabe zu machen, sind die Beiträge in ihrer stilistischen und formalen Unterschiedlichkeit und zum Teil auch in ihrer Offenheit und Vorläufigkeit belassen (auch die Frage der geschlechter-sensiblen Schreibweise blieb den Autoren überlassen). Ebenso wenig wie es ein Theater der Gegenwart gibt, gibt es eine Art, schreibend darüber zu reflektieren.

    Unser Dank gebührt abschließend all jenen, welche die Tagung und diese Thewis-Ausgabe möglich gemacht haben. Die Ausrichtung der Tagung wäre nicht möglich gewesen ohne die finanzielle Unterstützung der Hessischen Theaterakademie. Besonders zu danken ist Melchior Hoffmann für die Mitarbeit bei Vorbereitung und Durchführung der Tagung, des Weiteren  Hendrik Borowski, Caroline Creutzburg, David Rittershaus und Lea Schneidermann, die im Team die Licht-, Ton- und Videotechnik der Tagung betreut haben. Ohne die wunderbare Moderation von Dr. Lorenz Aggermann, Eva Holling und Dr. Philipp Schulte hätte den Vorträgen deren Rahmung und fundierte Diskussion gefehlt. Und weder Tagung noch Zeitschrift wären zustande gekommen ohne die Beiträge aller Autoren, denen hiermit noch einmal herzlich gedankt werden soll. Die Einrichtung der Beiträge als Online-Ausgabe schließlich wurde technisch von Jost von Harleßem unterstützt.

    Gießen, im Januar 2014

    Impressum

    Herausgeber:
    Georg Döcker (Gießen)
    Gerald Siegmund (Gießen)

    Redaktion:
    Georg Döcker, Gerald Siegmund

    Kontakt:
    Georg Döcker, g.doecker[at]gmx.at

    Editierte Version 2025

    Verantwortlich i.S.d.P-R. für die aktuelle Ausgabe:
    Prof. Dr. Gerald Siegmund
    Institut für Angewandte Theaterwissenschaft
    Justus-Liebig-Universität Gießen
    Karl-Glöckner-Str. 21 A
    35394 Gießen
    Tel.: 0641/99 312 20
    Fax: 0641/99 312 29

  • Schleefblock I
    Vol. 2 (2006)

    Zu dieser Ausgabe

    Redaktion

    Diese Ausgabe des jährlichen Online-Journals der Gesellschaft für Theaterwissenschaft thewis erscheint im Vorfeld der Jahrestagung der Gesellschaft für Theaterwissenschaft, die vom 12.-15. Oktober 2006 in Erlangen unter dem Thema „Theater und Medien“ stattfindet.
    Thema und Gegenstand dieser Ausgabe sind Vorträge, Essays und Gespräche zum Theater von Einar Schleef, der in ganz anderer Weise als es die fachwissenschaftlichen Diskurse zu tun pflegen, mit der Entwicklung seines „Formenkanons“ auf die medialen Implikationen des abendländischen Theaters Bezug nahm.

     

    Impressum
    Herausgeber und Redaktion Thewis (2006):
    Ulrike Haß (Ruhr-Universität Bochum)

    Editierte Version 2025

    Verantwortlich i.S.d.P. für die aktuelle Ausgabe:
    Prof. Dr. Ulrike Haß
    Institut für Theaterwissenschaft
    Ruhr-Universität Bochum
    Universitätsstraße 150
    44780 Bochum

  • Intermedium Theater
    Vol. 1 (2004)

    Impressum

    Herausgeber:
    Günther Heeg

    Redaktion:
    Günther Heeg

    Editierte Version 2025

    Einige der Quellenangaben konnten zum Zeitpunkt der Wiederveröffentlichung nicht vervollständigt werden. (Anm. d. Red.)

    Verantwortlich i.S.d.P-R. für die aktuelle Ausgabe:
    Günther Heeg